Doch kein "George Floyd"-Fall in Tschechien

24.6.2021

Die Polizei in der nordböhmischen Stadt Teplitz verhaftete kürzlich auf der Straße einen Mann, der sich unter starkem Drogeneinfluss befand und Autos zerstört, sich aggressiv verhalten und einen Polizisten gebissen hatte. Nachdem ihn die Polizei beruhigt hatte, versagte sein Herz im Rettungswagen, und er starb. Eine medizinische Untersuchung bestätigte, dass der Täter unter starkem Einfluss illegaler Drogen gewesen sei und infolge einer Drogen-Überdosis und einer Herzensschwäche gestorben sei. Da es sich bei dem Mann um einen Angehörigen der ethnischen Minderheit der Roma gehandelt hatte, forderte die Roma-BürgerInneninitiative "Roma Khamoro", inspiriert durch die amerikanische Bewegung "Black lives matter", eine genauere Obduktion, da der Rom ihrer Meinung nach durch Polizeigewalt gestorben wäre. "Roma Khamoro" genießt nun auch die Unterstützung weiterer Roma-Vereine Europas, und da dem Fall mehr und mehr mediale Publizität geschenkt wird, verlangt nun auch der Europäische Rat, dass sich der tschechische Staat mit dem Fall intensiver befassen und ihn sofort erneut untersuchen lassen soll. Tschechiens Premierminister Andrej Babiš (ANO - JA) steht jedoch hinter der Polizei und dem Gerichtspathologen, dass es sich hier nicht um einen "tschechischen George Floyd" handle. Wenn sich jemand unter Drogeneinfluss so verhalte und sogar einen Polizisten beiße, könne die Öffentlichkeit nicht erwarten, dass er mit Samthandschuhen angefasst werde. Die Obduktion habe klar bewiesen, dass der Rom   nicht durch Polizeigewalt gestorben ist. Es ist bedauerlich, aber ein anständiger Mensch würde nicht in eine solche Situation geraten, Tschechien hat somit keinen Grund, ein Strafverfahren gegen die Polizei einzuleiten und den Fall wiederaufzunehmen, wie es der Europäische Rat gefordert hat, so Babiš.

Quelle: Idnes.cz, Prag