Debatte um Verwaltungsreform in Sarajevo

11.10.2025

Sarajevo ist die Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina, das politische, kulturelle und historische Zentrum des Landes. Die tatsächliche Verwaltungskapazität entspricht jedoch nicht dieser Rolle. Stattdessen werden zentrale Funktionen wie städtische Infrastruktur, Verkehr und Wasserversorgung von kantonalen Ministerien und den vier Stadtbezirken Stari Grad, Centar, Novo Sarajevo und Novi Grad kontrolliert. Politikwissenschaftler*innen und Akademiker*innen fordern nun eine Reform, um die sechs Bezirke (vier Stadt- und die zwei Kantonsbezirke Vogošća, Ilidža) zu einer einheitlichen Stadt Sarajevo zusammenzuführen und der Stadt direkte demokratische Legitimität zu verleihen. Der*Die Bürgermeister*in wird derzeit nicht direkt von den Bürger*innen gewählt, sondern von den Delegierten der Stadtbezirke. Akademiker*innen betonen, dass Sarajevo nur mit eigenen Zuständigkeiten eine funktionierende Metropole sein könne. Vergleichsmodelle aus Zagreb, Wien und Ljubljana zeigen, dass Hauptstädte volle administrative Rechte brauchen, um städtische Dienste effektiv zu steuern. Empirische Studien unter Stadtvertretungen ergeben über 90 Prozent Zustimmung zur Erweiterung der Stadtbefugnisse und zur direkten Bürgermeister*innenwahl. Neue Zuständigkeiten sollen Stadtplanung, Verkehr, Kultur, Energieversorgung und Umweltschutz umfassen. Die Reform erfordert politische Einigkeit, gesetzliche Anpassungen und koordinierte Zusammenarbeit von Stadt, Kanton und Föderation. Ohne strukturelle Änderungen würde Sarajevo finanziell und administrativ eingeschränkt bleiben – zum Nachteil der Lebensqualität und des Entwicklungspotenzials der Hauptstadt.

Quelle: Akta.ba, Sarajevo-Ilidža