Seit zwölf Jahren wartet Bosnien-Herzegowina auf eine neue Volkszählung. Während alle Nachbarstaaten zwischen 2020 und 2024 ihre Bevölkerung erfasst haben, herrscht in Bosnien-Herzegowina Stillstand. Zwischen Föderation und Republik Srpska fehlt der Konsens über ein Gesetz, die Finanzierung und die Methodik. Die politischen Parteien fürchten, dass neue Zahlen die ethnischen und politischen Machtverhältnisse verändern könnten. Der Demograf Aleksandar Majić warnt, ohne Zensus seien alle sozialen und wirtschaftlichen Strategien nur Schätzungen. Die Politologin Nikolina Lozo sieht im fehlenden politischen Willen das größte Hindernis. Die Statistikagentur verweist auf rechtliche Hürden und institutionelle Komplexität. Einigkeit herrscht nur in dem Punkt, dass ohne politischen Konsens das Land statistisch unsichtbar bleibt.