Besuch bei der Wiener Kulturabteilung

Ljubljana-Wien: Austausch über Kultur und Jugend

24.11.2022

Im Kultur- und Jugendbereich in Ljubljana ist viel in Bewegung. 2021 wurde ein neuer, lebendiger Ort der Kunst eröffnet, die "Cukrarna", eine ehemalige Zuckerraffinerie. Im Sommer 2023 nimmt eine noch größere Kulturinstitution seine Arbeit auf, die zu einem pulsierenden Kreativ-Hub für angewandte Kunst und Design umgebaute Fahrradfabrik Rog. Auch ein neues Jugendzentrum ist geplant. Nach Wien führten die Delegation aus der Hauptstadt Sloweniens das Interesse an Wiener Erfahrungen und neue Kooperationsmöglichkeiten.

Anders als in Wien ist in Ljubljana die Kulturabteilung neben Kunst und Kultur auch für die Jugend zuständig. Für den Austausch kamen daher zwei Fachleute für Kultur und zwei Fachleute für Jugend nach Wien, aus dem Kulturbereich Davor Buinjac und Dejan Tešović, aus dem Jugendbereich Katarina Gorenc (Leiterin des Jugendamts) und Ksenja Perko (Leiterin des öffentlichen Instituts für Jugendliche Mladi Zmaji). Sie absolvierten ein zum Teil unterschiedliches, auf die jeweiligen Tätigkeitsbereiche zugeschnittenes Programm.

Kunst als Beitrag zur öffentlichen Debatte

Die Gruppe Kultur traf am Donnerstagvormittag die Geschäftsführerin von KÖR – Kunst im öffentlichen Raum, Martina Taig. Dabei wurden Themen wie das Auswahlsystem von Expert*innenjurys, die Finanzierung und die Platzierung von Kunstwerken im öffentlichen Raum besprochen. Wie Kunst im öffentlichen Raum zur gesellschaftlichen Debatte beitragen kann, demonstriert derzeit das Projekt "Lueger temporär" neben dem Denkmal des heute umstrittenen Wiener Bürgermeisters Karl Lueger (1844 bis 1910). Dass Wien und Ljubljana die kulturelle Zusammenarbeit stärken wollen, wurde im April 2022 auch in der Verlängerung des Kooperationsabkommens zwischen den beiden Städten festgelegt.

Kinder und Jugendliche Expert*innen in eigener Sache

Die Gruppe Jugend besuchte zur gleichen Zeit Wienxtra. Wienxtra verfügt über zehn Einrichtungen, in denen das ganze Jahr über Freizeitaktivitäten und Events für Kinder, Familien und Jugendliche stattfinden. Dazu zählen ein Stadtexperimentierraum, ein Kinder- und Jugendkino, das Ferienspiel, ein Medienzentrum und die Soundbase für junge Musiktalente. Auch Menschen, die mit Kindern und Jugendlichen leben und arbeiten, können sich hier aus- und weiterbilden. Die Kolleg*innen von Wienxtra präsentierten unter anderem einen Meilenstein ihrer Arbeit der vergangenen Jahre: Die 1. Wiener Kinder- und Jugendstrategie, in die Ideen und Vorschläge von über 22.500 Kindern und Jugendlichen einflossen. Dazu gab es keinerlei Vorgaben der Stadt, sondern wurden die Kinder und Jugendlichen gefragt, was ihnen wichtig ist. Das Ziel ist, Wien zur kinder- und jugendfreundlichsten Stadt der Welt zu machen. Weitere Themen des Treffens waren die Einbeziehung von sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen in das kulturelle Leben oder die Kooperation zwischen städtischen Jugendzentren und anderen öffentlichen Jugendorganisationen. Zudem wurde ein Vortrag über die Wiener Ehrenamtswochen gehalten, an denen 2021/2022 über 350 Schulklassen und 8.000 Kinder teilnahmen. Mit über 100 Organisationen wurden so mehr als 165 Projekte durchgeführt.

Ljubljana richtet derzeit in einem Nebengebäude der Cukrarna ein neues, zentrales Jugendzentrum ein. Die Wiener Erfahrungen waren daher für die Gäste besonders interessant. Mitarbeiter*innen von Wienxtra haben Tipps gegeben, wie man Kinder und Jugendliche ins Zentrum bringt und welche Inhalte sie interessieren könnte.

Museums-Baustelle mit Wal

Wieder vereint, traf die Laibacher Delegation anschließend den Direktor des Wien Museums, Matti Bunzl. Das Wien Museum ist ein urbanes Universalmuseum mit einem breiten Spektrum von Sammlungen und Ausstellungen – von Stadtgeschichte über Kunst bis zu Mode und Alltagskultur, von den Anfängen der Besiedelung bis zur Gegenwart. Das Hauptgebäude des Wien Museums wird seit 2019 umgebaut. Nach einem interessanten Gespräch über den zeitgemäßen Umgang mit dem kulturellen Erbe führte er sie durch die Baustelle des neuen Hauses am Karlsplatz. Bereits Ende 2023 soll es eröffnet werden. Der Direktor betonte, dass das Museum der Stadt den Wiener*innen dienen soll und wurde daher an ihre Bedürfnisse angepasst. Der zehn Meter lange Walfisch aus dem Wiener Wurstelprater, eine der neuen Attraktionen des Museums, wurde bereits angeliefert. Die Skulptur aus Holz und Kupferblech wiegt rund 1.700 Kilogramm, konnte ursprünglich eine Wasserfontäne ausstoßen und bei Dunkelheit leuchteten ihre Augen. Mehr als sechzig Jahre lang lockte sie Besucher*innen in das Prater-Gasthaus "Zum Walfisch". Aktuell wird noch nach einem Namen für die Skulptur gesucht und können Stadtbewohner*innen an einer Abstimmung teilnehmen.

Austausch über Kulturevents

Am Freitagvormittag wurden die Laibacher Expert*innen zum Abschluss des Fachaustausches von Sylvia Faßl-Vogler von der Wiener Kulturabteilung (MA 7) empfangen. Die MA 7 ist für die Kunst-, Kultur- und Wissenschaftsförderung der Stadt Wien zuständig und versteht sich als Servicestelle für alle in Wien lebenden Menschen, die in diesen Bereichen tätig sind. Das Hauptinteresse der Delegation aus Ljubljana galt den Stipendien, die die Kulturabteilung für Kulturschaffende zur Verfügung stellt, über die Ljubljana in dieser Form nicht verfügt. Darüber hinaus waren die Expert*innen an der Arbeit der Kulturstrategie interessiert, die die Kulturabteilung gemeinsam mit Akteur*innen aus dem kulturellen Feld erarbeitet.

Weitere Informationen

KÖR – Kunst im öffentlichen Raum
Wienextra
Junges Wien – Wiener Kinder- und Jugendstrategie
Wien Museum Neu
Der Walfisch aus dem Prater – Wien Museum
Wir sind Wien
Basis.Kultur.Wien
Cukrarna (Englisch)
Center Rog (Englisch)
Stadt Ljubljana (Englisch)
Wien und Ljubljana verlängern Kooperationsabkommen – April 2022