Stadt, Bund und Wirtschaft ziehen gemeinsam an einem Strang – Milliardeninvestitionen in Aussicht
Wien will Standort einer der fünf geplanten europäischen "AI-Gigafactories" werden. Mit einer gemeinsamen Interessensbekundung haben Bundeskanzler Christian Stocker, Bürgermeister Michael Ludwig, Innovationsminister Peter Hanke, Digitalisierungsstaatssekretär Alexander Pröll und Vizebürgermeisterin Bettina Emmerling den Bewerbungsprozess offiziell angestoßen.
Die EU plant mit den "AI-Gigafactories" zentrale Infrastrukturen zur Entwicklung großer KI-Modelle. Ziel ist es, Europas digitale Souveränität zu sichern, internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und Innovationen in Schlüsselbereichen wie Medizin, Industrie und Forschung voranzutreiben. Die Wiener Bewerbung basiert neben infrastrukturellen Voraussetzungen auf drei Säulen: einem umwelt- und klimagerechten Nachhaltigkeitskonzept, einer sozial gerechten Form der Technologienutzung entsprechend dem "Digitalen Humanismus", und der außerordentlichen Drehscheibenfunktion Wiens innerhalb Europas. Die Bewerbung basiert auf einem geplanten Investitionsvolumen von bis zu 5 Milliarden Euro – mindestens 65 % davon sollen privatwirtschaftlich getragen werden.
"Mit der Bewerbung für eine europäische AI-Gigafactory in Österreich zeigen wir, dass wir bereit sind, Verantwortung für die digitale Zukunft Europas zu übernehmen", betont Bundeskanzler Christian Stocker. Solche Projekte würden nicht nur den Standort stärken, sondern wären auch essenziell für nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwung.
Auch Bürgermeister Ludwig sieht Potenzial: "Wien genießt weltweit einen hervorragenden Ruf für seine leistungsfähige Infrastruktur, hohe Lebensqualität und Innovationskraft. Eine AI-Gigafactory würde das bestehende Netzwerk ideal ergänzen."
Innovationsminister Peter Hanke betont die Bedeutung von AI als "Querschnittstechnologie", die sowohl wirtschaftliche Vorteile als auch Transformation in Gesellschaft und Umwelt unterstütze.
Ein zentrales Element ist das Energie- und Nachhaltigkeitskonzept: Die Abwärme des Rechenzentrums soll in das Wiener Fernwärmenetz eingespeist werden – ein Beitrag zur klimaneutralen Stadt. Vizebürgermeisterin Emmerling spricht von einem "Motor für Innovation, wirtschaftlichen Aufschwung und Klimaschutz". Wien wolle zeigen, dass "Digitalisierung und Dekarbonisierung Hand in Hand gehen".
Der Schulterschluss von Stadt Wien, Bund und Wirtschaft kam in kurzer Zeit zustande. Zahlreiche Wiener Technologieunternehmen signalisierten ihre Unterstützung mit einem "Letter of Intent". Stadträtin Barbara Novak erklärt: "Das ist ein klares Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Wien und zeigt, dass die Stadt Wien, der Bund, die Wissenschaft und private Unternehmen gemeinsam an einem Strang ziehen – für Innovation und digitale Souveränität."
Der weitere Auswahlprozess auf EU-Ebene ist für das vierte Quartal 2025 geplant. Der Start der ersten AI-Gigafactory ist für 2028 vorgesehen.
Zielsetzung:
Europas Wettbewerbsfähigkeit steigern und als globalen AI-Kontinent etablieren
Ermöglichung gemeinschaftlicher, europäischer Entwicklung komplexer AI-Modelle
Aufbau von bis zu fünf AI-Gigafactories in Europa als strategische Infrastruktur für Training, Entwicklung und Betrieb großer AI-Modelle
Fokus auf große AI-Multimodalmodelle für den Einsatz in Medizin, Industrie und Forschung
Rahmenbedingungen:
Geplante Investitionshöhe: 20 Milliarden Euro für den Aufbau von bis zu fünf Giga-Rechenzentren
Über 100.000 spezialisierte AI-Prozessoren (GPUs) pro Gigafactory – ein Vielfaches heutiger europäische Kapazitäten
Finanzierung über Public-Private-Partnership – eine Mischstruktur aus Fördermitteln, Beteiligungskapital und privaten Investitionen. Aufteilung mindestens 65 % aus Privatwirtschaft, 35 % von öffentlicher Hand (EU/national)
Strategischer Nutzen:
Fokus aus Mission-Critical AI-Anwendungen in Wissenschaft, Industrie, Gesundheit, Mobilität, Klima u.a.
Förderung vertrauenswürdiger, offener Innovation
Gleichberechtigter Zugang zur Rechenleistung auch für Startups, Forschungseinrichtungen und kleinere Unternehmen ist vorgesehen
Datenschutz, Energieeffizienz und digitale Souveränität sind als Kriterien verbindlich vorgesehen