Posens Vizebürgermeister Mariusz Wiśniewski mit 15 Gemeinderät*innen und Beamt*innen im Austausch mit dem Marktamt der Stadt Wien

Stadt Posen sucht in Wien nach Innovationen

12.9.2022

Eine 16-köpfige Delegation der Stadt Posen informierte sich in Wien zu den Themen Verkehr, Raumbewirtschaftung, Organisation der Wiener Märkte und Regenwassermanagement. Ein besonderer Fokus lag auf Smart-City-Lösungen und sicheren Schulwegen.

Von Verkehr über Raumbewirtschaftung und Marktorganisation bis hin zu Regenwassermanagement: Zu diesem breiten Themenspektrum informierten sich 16 Gemeinderät*innen und Beamt*innen der Stadt Posen unter der Leitung von Vizebürgermeister Mariusz Wiśniewski bei Wiener Expert*innen. Am 12. und 13. September 2022 fanden Termine mit der MA 19 (Architektur und Stadtplanung), der MA 28 (Straßenverwaltung und Straßenbau), der MA 46 (Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten), dem Marktamt, der Mobilitätsagentur und den Wiener Linien statt. Neben Präsentationen blieb Zeit für die Besprechung von Best-Practice-Beispielen und städteübergreifenden Austausch.

Öffentlicher Raum für alle

Der Besuch startete am 12. September mit einem Vortrag zur Raumbewirtschaftung seitens MA 19 (Architektur und Stadtgestaltung). Die Delegation erhielt Einblick in das Fachkonzept öffentlicher Raum, das Teil der Smart Klima City Rahmenstrategie 2050 ist. Ziel dieser Strategie ist es, eine hohe Lebensqualität für alle Wiener*innen bei größtmöglicher Ressourcenschonung durch soziale und technische Innovationen zu erreichen.

Das Fachkonzept will dabei den öffentlichen Raum für vielfältige Nutzungen zurückgewinnen. 800 zusätzliche Sitzmöbel, 400 zusätzliche Spielangebote und 10.000 neue Bäume sind unter anderem der Outcome. Umnutzungen von Verkehrsflächen sollen Raum zur Begegnung schaffen und neue Sitzplätze Verweilangebote bieten. Neben Maßnahmen gegen steigende Temperaturen wie Wasserelemente und mehr Schatten sind der Stadt konsumfreie Räume wichtig. So soll eine gleichberechtigte Nutzung des öffentlichen Raumes ermöglicht werden. Vieles entsteht im Dialog mit den Bürger*innen. Mit Projekten wie Garteln um's Eck und Grätzloasen schafft die Stadt partizipative Räume zum Wohlfühlen und Einbringen.

Besonders die Grätzloasen sorgten bei der Delegation für Interesse, da Posen das Projekt seit Jahren verfolgt. Die Teilnehmer*innen wollten nähere Informationen dazu erhalten, wie viele neue Begegnungsorte von und für Nachbarschaften in Wien bisher geschaffen wurden, woher die Initiative kommt und wer sich um die grünen Parklets kümmert. Auch die Unterstützung und Förderung seitens der Stadt Wien war Thema.

Schwammstadt und Wiener Märkte

Ein weiterer Fokus lag auf dem Wiener Regenwassermanagement. Die Delegation interessierte sich besonders für das Thema Schwammstadt und erhielt von der MA 28 (Straßenverwaltung und Straßenbau) interessante Einblicke. Die Fragen nach der Messung des bewirtschafteten Regenwassers und der Förderung der Nutzung von Regenwasser durch private Haushalte fanden großen Anklang.

Anschließend führte das Marktamt am Naschmarkt in die Organisation der Wiener Märkte ein. Von besonderem Interesse war dabei das konkrete Rechtsmodell des Marktamts und das prozentuelle Verhältnis zwischen Gastronomie und Lebensmittelständen auf den Wiener Märkten. Besprochen wurden auch Strategien, wie Landwirt*innen in Wien ermutigt werden, ihre Erzeugnisse auf Märkten zu verkaufen.

Da Wien unter den Städten eine führende Position einnehme und für seine hohe Lebensqualität bekannt sei, seien Treffen mit Wiener Expert*innen wichtig, um Erfahrungen auszutauschen und diese mit Posen zu vergleichen, meinte Mariusz Wiśniewski, der Vizebürgermeister von Posen. Den Städten mangle es oft an Ausgewogenheit bei der Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Bewohner*innen. Wien zeige, dass dies wichtig und möglich ist, so Wiśniewski.

Wien und Posen sorgen für sichere Schulwege

Eine konkrete Wiener Lösung hat Posen bereits erprobt: Das Projekt Schulstraße wird seit 1. Oktober 2020 in der Brandstaetter-Straße, wo sich zwei Schulen befinden, durchgeführt. Bei den Eltern stößt die Lösung auf Begeisterung. Ein Austausch zu diesem Thema, unter anderem zu den Fortschritten beider Projekte und einem Vergleich der Ergebnisse, sowie zum Mobilitätsbildungsprogramm fand im Rahmen eines Termins am 13. September mit der Mobilitätsagentur statt. Thematisch anknüpfend sprach die MA 46 (Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten) über das Thema Verkehrssicherheit in der Nähe von Schulen beziehungsweise auf dem Schulweg.

Gerade Kinder, die neben einem eingeschränkten Blickfeld noch geringere Fähigkeiten zur Einschätzung der Verkehrssituation mitbringen, müssen im Verkehr geschützt werden. In Form von Schulwegsicherheitsinspektionen und Schulwegplänen für Volksschulen wird in Wien Prävention betrieben. Für etwa 250 Wiener Volksschulen stehen Pläne für den Schulweg zur Verfügung – inklusive empfohlenen, sicheren Fußwegen und dem Hinweis auf Orte mit erhöhtem Aufmerksamkeitsbedarf oder einer notwendigen Begleitperson. Das Projekt, das seit 2004 läuft, stieß bei den Delegationen auf großes Interesse. Jede*r Erstklässler*in bekommt ein persönliches Druckexemplar ausgehändigt. Die MA 46 sorgt zusätzlich mit der Veranlassung von baulichen und verkehrstechnischen Maßnahmen für mehr Sicherheit. Konkrete Fallbeispiele und Best Practices ließen die polnische Delegation an der Wiener Praxis teilhaben.

Abgerundet wurde die Studienreise mit einem Überblick über die Organisation und den Betrieb des öffentlichen Verkehrs in Wien seitens Wiener Linien. Neben Lösungen für den Personalmangel nach der Corona-Pandemie – insbesondere bei den Fahrer*innen – interessierte sich die Delegation unter anderem für die Tarife der Wiener Linien, beispielsweise für die Jahreskarte.

Posen setzt auf Revitalisierung

Posen ist die Hauptstadt der Woiwodschaft Großpolen und arbeitet stetig an der nachhaltigen Weiterentwicklung der Stadt. Neben dem Bau einer Straßenbahnlinie, die das Stadtzentrum mit einem wichtigen Wohnbezirk verbindet, steht etwa die Revitalisierung von Plätzen weit oben auf der Agenda. Hierzu gab es in der Vergangenheit bereits einen Austausch zwischen Posen und Wien – konkret ging es dabei um die Revitalisierung des Stephanplatzes.

Weitere Informationen

MA 19 – Architektur und Stadtgestaltung
MA 28 – Straßenverwaltung und Straßenbau
MA 46 – Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten 
MA 59 – Marktamt
Mobilitätsagentur der Stadt Wien
Pilotprojekt Schulstraße – Wien zu Fuß
Sicherheit auf dem Schulweg – Stadt Wien
Smart City – Smart City Agency
Nachhaltiges Regenwassermanagement – Stadt Wien
Wiener Linien