Vortrag von Himpele in Berlin

Wien als Digitalisierungs-Vorbild in Berlin

29.9.2022

CIO Klemens Himpele wurde am 29. September 2022 von der Stiftung "Lebendige Stadt" als Referent in die deutsche Hauptstadt eingeladen, um ein Referat zum Thema "Lernen von der Smart City Wien" zu halten. Im Rahmen des internationalen Städtekongresses verfolgt die Stiftung das Ziel, die Vielfalt und Lebendigkeit der Städte zu erhalten.

Deutschland steht vor umfassenden, aber auch notwendigen Veränderungen: Die Corona-Pandemie und das Hochwasser im Sommer 2021 haben Schwächen gerade auch im Bereich der Digitalisierung und beim Klimaschutz deutlich werden lassen. Was müssen aber Städte und Kommunen konkret tun, um besser zu werden? Und wie nehmen sie dabei die Menschen mit?
 

Das waren nur einige der Fragen, die am 29. September 2022 im Humboldt Forum im wiederaufgebauten Berliner Stadtschloss beim 20. Internationalen Städtekongress im Fokus standen. Bei dem Kongress mit dem Thema "Pandemie, Klimawandel, Digitalisierung – Städte im Transformationsprozess" hielt CIO Klemens Himpele ein Referat mit dem Titel "Die digitale Stadt Wien: Chancen der Digitalisierung nutzen". Wien gilt als Digitalisierungsvorbild und wurde bereits 2018 von der Stiftung "Lebendige Stadt" als digitalste Stadt ausgezeichnet.

Im Zuge des Berlin-Aufenthalts traf sich CIO Klemens Himpele auch mit Dr. Ralf Kleindiek – Chief Digital Officer des Landes Berlin und Staatssekretär für Digitales und Verwaltungsmodernisierung zum Gespräch. Es war das erste persönliche Treffen, bei dem man sich über aktuelle Herausforderungen und Chancen der Zusammenarbeit austauschte. Gesprochen wurde auch über das Wiener Projekt zur digitalen Baueinreichung BRISE. 

Der Mensch im Mittelpunkt

Himpele hat in seinem Vortrag auf die Entwicklung der Digitalisierung und ihre Relevanz hingewiesen. Wien sei eine moderne Stadt mit hoher Lebensqualität, die bei internationalen Rankings regelmäßig an der Spitze stehe. Das Ziel sei es, die hohe Wiener Lebensqualität auch auf den digitalen Bereich auszudehnen und Wien zur "Digitalisierungshauptstadt" zu machen, in der der Mensch im Mittelpunkt stehe. Dabei müssten alle Altersgruppen Zugang zu digitalen Geräten und Wegen haben, um eine "digitale Kluft" (digital divide) zu verhindern. Das Anrecht auf analogen und telefonischen Behördenkontakt solle bestehen bleiben. Ebenso sollen die Grundmechanismen und Algorithmen digitaler Lösungen sozial verträglicher gestaltet werden. Zur Bewältigung des digitalen Wandels müsse das Zusammenspiel technischer Wissenschaften (MINT-Fächer) mit den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften verstärkt werden.
 

Apps und Bots erleichtern Alltag

Bei seinem Vortrag präsentierte Himpele einige praktische digitale Lösungen, die die Kommunikation zwischen Bürger*innen und Verwaltung erleichtern und verbessern. Die App "Mein.Wien" wird zur digitalen Basis, die den Wiener*innen höchsten Komfort und Geschwindigkeit bei ihren Behördenwegen bietet. Ziel ist es, die am stärksten nachgefragten Behördenwege simpel und leicht zugänglich online bereitzustellen. Zusätzlich informiert die Stadt die Menschen über Neuigkeiten und Veranstaltungen in ihrem Grätzl.
 
Eine weitere Applikation, die im Zuge der digitalen Agenda entwickelt wurde, ist "Sag's Wien". Die App ermöglicht in sieben Klicks, in 39 Sekunden und ohne Registrierung von unterwegs ein Anliegen, eine Gefahrenstelle oder eine Störung via Smartphone an die Wiener Stadtverwaltung zu melden.
 
Beim WienBot handelt es sich um einen digitalen Assistenten, der auf Basis von Künstlicher Intelligenz kurze und einfache Antworten rund um Wien gibt, seien es Routinginformationen, Stadtplaninhalte oder Öffi-Abfahrtszeiten. Sehr bewährt hat sich der WienBot in der Krisenkommunikation während der Corona-Krise. Mithilfe von künstlicher Intelligenz und Schnittstellen zu öffentlichen, zentralen Datenquellen konnten laufend aktualisierte und verifizierte Informationen geliefert werden.
 

Besseres Management durch Datenanalyse

Das rasante Wachstum der Datenmengen im Zeitalter der Digitalisierung bringt neue Herausforderungen mit sich – aber auch neue Chancen, so Himpele. Je besser die Stadt Wien das wertvolle Potenzial von Daten ausschöpfen kann, desto mehr kann sie davon profitieren und Services für Bürger*innen, Wirtschaft und Wissenschaft erbringen. Himpele erläuterte, wie der Daten-Schatz der Stadt Wien mittels Data Excellence genutzt werden kann. Diese stellt verlässliche Informationen und Daten als zentralen Wert einer offenen Verwaltung der Zukunft zur Verfügung. Die Steuerung durch Daten soll dabei zur Effizienzsteigerung beitragen, da aufgrund der Definition von Kennzahlen beispielsweise die Planung und Steuerung des Personalmanagements besser bewältigt werden kann. Weitere Vorteile ergeben sich dadurch, dass etwa die Verfolgung der Klimaziele beobachtet werden kann, da es erstmalig einen vollständigen Überblick über den Energieverbrauch im Magistrat gibt. Ohne IT wäre auch die Abwicklung der Coronakrise kaum möglich gewesen, so Himpele. Im Zuge des Pandemiemanagements konnten so zum Beispiel Kapazitäten und Auslastung der Teststraßen, Hospitalisierungen, Impffortschritt und so weiter kontrolliert werden. 
 

Blick in die Zukunft mit digitalem Zwilling

Diese Informationen sind auch die Grundlage für das künftige Projekt "Digitaler Zwilling der Stadt Wien", das im Auftrag der Regierung erstellt wird. Das komplexe Ökosystem der Stadt Wien wird dabei durch die Verknüpfung vieler Daten aus allen Lebensbereichen realitätsgetreu abgebildet und anschließend auf Optimierungsmöglichkeiten untersucht. Der digitale Zwilling ist als kollaborative Plattform konzipiert, die eine abteilungsübergreifende Zusammenarbeit in einer ganz neuen Dimension möglich macht. Es ist ein digitales Spiegelbild, das es ermöglicht, mithilfe von Was-wäre-wenn-Analysen ein wenig in die Zukunft zu blicken und so bessere Entscheidungen treffen zu können. Der digitale Zwilling hilft vor allem dabei, künftige Projekte und deren Wirkung für die Bürger*innen anschaulich und verständlich zu machen. So lassen sich Ideen, Wünsche und Anliegen leichter benennen und das demokratische Miteinander stärken.
 

Verantwortungsvoller Umgang mit Digitalisierung

Himpele sprach auch darüber, Wien als Hauptstadt des "Digitalen Humanismus“ zu etablieren und international sichtbar zu machen, sowie technische Anwendungen verstärkt unter das Primat der demokratiepolitischen Werte der Aufklärung und des Humanismus zu stellen. Ziel sei es, eine kritische Masse an Expert*innen und Institutionen herauszubilden, die alternative Wege und Rahmenbedingungen für die Entwicklung der digitalen Gesellschaft forschen, lehren, entwickeln, diskutieren und neue Verbindungen schaffen. Dies im Zusammenhang mit einem verantwortungsvollen Umgang mit Digitalisierung, um gemeinsam mit Partner*innen Projekte zu entwickeln und umzusetzen.


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