Der Klimawandel stellt viele Städte vor große Herausforderungen, wenn es um den Erhalt der öffentlichen Grünflächen geht. So bleiben auch Wien und Belgrad von diesem Einfluss nicht verschont. Welche Baumarten sind resistent, wie kann die Bewässerung von öffentlichem Stadtgrün effizienter und kostengünstiger gestaltet werden und welche neuen Systeme können zum Einsatz kommen? Das waren die Fragen bei einem Know-how-Onlineaustausch am 25. Juni 2025.
Zu Beginn des Workshops schilderten die Vertreter*innen der Abteilung Wiener Stadtgärten (MA 42) und des Kommunalunternehmens Grünflächen Belgrad den Organisations- beziehungsweise Unternehmensaufbau und die Zuständigkeiten. Es stellte sich dabei heraus, dass Aufgaben, Zuständigkeiten und Problemfelder sehr ähnlich sind. Auch die Anzahl der Mitarbeiter*innen unterscheidet sich kaum. Während die MA 42 knapp über 600 ständige Angestellte und nahezu 500 Saisonmitarbeiter*innen beschäftigt, sind es in Belgrad rund 1.200 Mitarbeiter*innen, die sich um die städtischen Grünflächen und Bäume kümmern.
In Sachen effizienter Baumbewässerung hat die Stadt Wien bereits große Schritte gemacht. Nicht nur wurde von der MA 42 ein eigenes Substrat entwickelt, dass bessere Bedingungen für die Baumpflanzung schaffen kann, es werden auch neue Systeme wie etwa Air-Pot getestet. Dabei handelt es sich um ein modernes Behältersystem, welches das Wachstum von Pflanzen anregt. Die Wände dieser Behälter sind noppenförmig mit Luftlöchern, um optimale Wurzelbedingungen zu schaffen. Es werden stärkere Faserwurzeln gebildet und somit gesunde und kräftige Wurzelballen produziert, was auch eine Sommerpflanzung ermöglicht. In der städtischen Baumschule Mauerbach werden etwa 50 Bäume als Test in AIR POTs kultiviert. Dieses System soll am Standort Essling für die Produktion von Großbäumen auf etwa 500 Quadratmetern zum Einsatz kommen. Darüber hinaus arbeitet die MA 42 an der Bodenfeuchtigkeitsmessung mittels Sensoren, die Daten über das LoRaWAN-Netzwerk oder einfache SIM-Karten versenden. Ziel ist die zentrale Steuerung der automatischen stadtweiten Bewässerungsanlagen. Den Belgrader Kolleg*innen wurden der Baumkataster und der Spielplatzgeräte-Kataster präsentiert. Darin werden Bäume und Spielgeräte mittels eines Geoinformationssystems (GIS) verortet, kontrolliert und im Bedarfsfall behandelt oder repariert.
Im weiteren Verlauf des Meetings entfaltete sich ein reger Austausch zwischen den Expert*innen. Beide Stadtgarten-Abteilungen sind wegen dem immer deutlicher werdenden Einfluss des Klimawandels herausgefordert. Dieser erschwert die Pflanzenpflege in der Stadt. Es gibt oft starke Gewitter, die zusätzlichen Schaden am Baum- und Stadtinventar anrichten. Bei sich verändernden Klimaverhältnissen sind die Städte auf der Suche nach Baum- und Pflanzenarten, die einem heißeren und niederschlagsarmem Klima standhalten können. Wie sich herausstellte, werden in dieser Hinsicht in beiden Städten ähnliche oder idente Baumarten gepflanzt. Am Ende des Meetings hat Grünflächen Belgrad das Interesse geäußert, mehr über die eigens entwickelten Substrate der Wiener Stadtgärten zu erfahren und Interesse an einem Technologie- beziehungsweise Know-how-Transfer geäußert. Bodenfeuchtigkeitsmessung mittels Sensoren und Techniken der Datenübertragung sind Hauptthemen für die künftige Zusammenarbeit und die Fortsetzung des regen Austausches.
Neue Strategie für grüne Stadtinfrastruktur in Belgrad (City News, 7. November 2024)
Abteilung Wiener Stadtgärten (MA 42) – Stadt Wien
Wien Umweltgut Baumkataster – Stadt Wien
Grünflächen Belgrad (Serbisch)
Air-Pot (Englisch)