Bürger*innebeteiligung bei der GB*

Wien-Krakau: Online-Treffen zur Bürger*innen-Beteiligung in der Stadtentwicklung

28.8.2023

Um die Beteiligung von Bürger*innen in der Stadtentwicklung ging es bei zwei Online-Fachtreffen von Expert*innen der Stadt Krakau und Wien am 28. August sowie am 7. Dezember 2023. Fachfrauen vom Kompetenzzentrum für übergeordnete Stadtplanung, Smart City Strategie, Partizipation und Gender Planning präsentierten den Krakauer*innen im Sommer ihre Ansätze und Methoden – begleitet von eindrucksvollen Statistiken und praxisnahen Beispielen. Am Jahresende wiederum diskutierten die Städte anhand des Beispiels Seestadt Aspern, wie Bedürfnisse der Bürger*innen effizient in Einklang mit Großprojekten gebracht werden können.

Die Stadt Krakau führt einen öffentlichen Dialog zur Umwandlung der derzeit am stärksten industriell genutzten Bezirke XII und XIII mit rund 8.000 Einwohner*innen durch. Das ehemalige Industrie- und Bahngelände in Płaszów-Rybitwy soll in ein Gebiet mit einer völlig anderen Nutzung umgewandelt werden. Es gibt eine Reihe von Entwicklungskonzepten, darunter ein multifunktionales Stadtviertel mit Wohn- und Dienstleistungseinrichtungen und großen Grünflächen. Um den Erwartungen der Bewohner*innen und der in diesem Gebiet tätigen Unternehmen gerecht zu werden, fanden im Oktober 2023 fünf Workshops statt, wo jene Themen erörtert wurden, die für die Bedürfnisse der Einwohner*innen, Unternehmen und der Stadt selbst besonders relevant sind.

In diesem Kontext möchte die Stadt Krakau von den Erfahrungen der Stadt Wien bei Stadtentwicklungsprojekten profitieren, insbesondere im Bereich der Konzepterstellung mit Beteiligung der Bürger*innen. Von besonderem Interesse für Krakau ist das Know-how Wiens im partizipativen Prozess bei der Entwicklung neuer Stadtteile.

Sonnwendviertel als Paradebeispiel partizipativer Planung

Beim ersten Online-Fachaustausch besprachen Wiener Expert*innen bereits erprobte Ansätze in den Planungsprozessen, insbesondere die Einladung an die Bevölkerung, sich aktiv an der Planung miteinzubringen. Dies gehe aber über die Wiener "Grätzlgemeinschaft" hinaus, da auch Personen eingeladen werden, die nicht unmittelbar Anrainer*innen des Projektes seien. Dadurch entstehen neutrale Perspektiven, die durch zufällige Auswahl noch verstärkt werden. Im Fokus standen auch die Erschließung von so genannten "brown fields" – vormalige Industriebrachen, die durch bereits vorhandene Infrastruktur und dem herrschenden Flächenmangel für eine Wiederverwertung attraktiv sind, und die Involvierung der Bevölkerung von Phase eins an. Als konkretes Praxisbeispiel wurde der Hauptbahnhof (Sonnwendviertel) hervorgehoben, wo kooperative Planungsprozesse und Anpassungen am Hauptplan betont wurden.

Daten als Grundlage für Zufriedenheit in der Seestadt Aspern

Das zweite Online-Treffen drehte sich um die städtische Datenanalyse – illustriert am Beispiel Seestadt Aspern. In Wien ist eine eigene Abteilung für das Sammeln soziodemographischer Daten zuständig, um Informationen zur städtischen Migration und Entwicklung sowie über die Bedürfnisse der Anrainer*innen zu erfassen. So erklärte ein Experte der Abteilung Wohnbauförderung und Schlichtungsstelle für wohnrechtliche Angelegenheiten (MA 50) – zugleich Bewohner der Seestadt Aspern und Begleiter des Projekts in der Stadtplanung sowie Mitglied einer Baugruppe, die eines der ersten Gebäude in diesem Stadtteil errichtet und bezogen hat – den polnischen Expert*innen, dass Bewohner*innen rund um Aspern vor dem Bau des Vorzeigeprojekts nach infrastrukturellen und institutionellen Notwendigkeiten befragt wurden. Obwohl sich das dortige Grundstück im Besitz der Stadt befindet, war die Beteiligung der Wiener*innen am Projekt ein wichtiger Faktor.

Beide Städte sehen es jedenfalls als anspruchsvolle kommunikative Herausforderung, Großprojekte zur Zufriedenheit der Bewohner*innen durchzuführen. In Krakau beispielsweise stieß das Bebauungsprojekt Krupnicza-Straße zunächst auf Widerstand, etablierte sich jedoch als Erfolgsprojekt mit Vorteilen für private Unternehmer*innen. Auch das Konzept des reduzierten Autoverkehrs in der Seestadt Aspern erfuhr stellenweise Kritik, konnte allerdings kontinuierlich umgesetzt und als Erfolg verbucht werden. Sowohl Krakau als auch Wien zeigten sich schließlich dankbar für eine gehaltvolle Diskussion zu Herausforderungen und Lösungsansätzen der aktuellen Stadtentwicklung.

Weitere Informationen

Stadt Wien
Stadt Krakau (Englisch)
Smart City Strategie Wien – Stadt Wien
Sonnwendviertel – Stadt Wien
Seestadt Aspern